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St. Galler Tagblatt; 22.03.2005 Roland Beck
Der König der Baumgiganten

Lukas Wieser aus Walenstadt gehört zu den besten Kennern des Mammutbaumes in der Schweiz. Er vermisst alle zwei Jahre die 200 grössten Bäume im Lande. Die ältesten stehen in Rheineck.

Er interessiert sich seit seiner Kindheit für die grössten Bäume. Besonders angetan hatte es Lukas Wieser der Mammutbaum neben der Weberei in Walenstadt. Diesen besuchte er immer wieder. Am 16. November 1997 war er erneut dort und wollte auf dem Sekretariat der Weberei, der Besitzerin des Baumes, noch einige Auskünfte einholen. Das sei gar nicht mehr so wichtig, der Baum werde ohnehin gefällt, bekam er zur Antwort. Der Websaal 1 sollte in Lofts verwandelt werden, für die Nummer 1 hatte man bereits einen Käufer gefunden. Aber dieser nehme die Wohnung nur, wenn der Mammutbaum gefällt werde, hiess es. Beiläufig sagte der Verwalter zu ihm: «Kaufen Sie doch die Wohnung samt Garten, dann sind Sie auch Besitzer des Mammutbaumes.»

Ein Baum als Umzugsgrund
Lukas Wieser überlegte sich das Angebot, fand Unterstützung bei seinem Vater. Mit seinem Pensionskassengeld, das er eben erhalten hatte, und eigenem Ersparten, kaufte die Familie das Loft Nummer 1 samt Mammutbaum - und zügelte wegen dieses Baumes von Oberwil ZG nach Walenstadt. Vertraglich wurde auch festgehalten, dass mit dem Kauf nicht nur der Baum, sondern auch das ganze Wurzelwerk erworben wird. Andererseits verpflichtete sich der neue Besitzer, die Baumpflege und den Unterhalt allein zu übernehmen und zu berappen.

Besonders stolz ist er, dass er mit seinem Koloss den massivsten Baum der Schweiz besitzt. «Mein Baum würde auch in Kalifornien, dem Ursprungsland der Mammutbäume, bereits zu den fünf Prozent der Grossen gehören», sagt er erfreut. Mit einem Umfang von 11,53 Metern einen Meter über Boden zählt der Gigant auch zu den dicksten Bäumen der Schweiz. Selbst in einer Höhe von 30 Metern beträgt der Durchmesser noch einen Meter. Deshalb kommt der Baumstamm auf sagenhafte 97 Kubikmeter Holz - eine Schätzung inklusive Rinde. Werden die massiven Äste auch noch dazugezählt, so sind es gar über 100 Kubikmeter Holz. Damit dürfte er nicht nur der voluminöseste Baum der Schweiz sein, sondern mit dem geschätzten Gesamtgewicht von 120 bis 140 Tonnen auch das schwerste Lebewesen.

Auf den Spuren der Samen
Lukas Wieser hat auch nachgeforscht, woher der Samen oder die Jungpflanze für seinen Mammutbaum stammen könnte. Eine gesicherte Spur führt zum ersten eidgenössischen Oberforstinspektor Johann Coaz, der von 1822 bis 1918 lebte und kurze Zeit auch Sekretär von General Dufour war. Er machte im Gebiet von Schloss Marschlins GR, wo exakte klimatische Daten vorhanden waren, Versuche mit verschiedenen schnellwachsenden Baumarten. Doch das Holz war für die Forstwirtschaft ungeeignet, obschon dieser Exot pro Jahr ein bis zwei Kubikmeter Holz zulegt. Umso mehr interessierten sich aber die Pflanzensammler und Baumliebhaber für diesen Giganten. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Mammutbaum zu einem Statussymbol für Wohlstand und Reichtum. Deshalb findet man viele Sequoias neben alten Fabrikantenvillen, aber auch in Parkanlagen oder in der Nähe von Spitälern. Mit dem Gattungsnamen Sequoia wurde übrigens der Indianer Se-Quo-Yah geehrt, der ein indianisches Alphabet erfand.

Ein Geschenk der Königin
Die ältesten Mammutbäume in der Schweiz stehen in Rheineck. Die beiden Prachtexemplare vor dem Gymnasium Marienburg wurden 1858 gepflanzt. Sie sind ein Geschenk der Königin Victoria von England, die damit die Fürsten Hohenzollern ehrte, die hier wohnten. Ein Beispiel, das zeigt, wie verschieden Mammutbäume aussehen können, ist der Mammutbaum beim Schloss Mörschwil. Seinen bedingterweise niederen Hauptstamm sieht man nur aus nächster Nähe. Auf einer Höhe von etwa einem Meter verlässt ein baumdicker Ast waagrecht den Stamm und strebt nach einigen Metern wieder nach oben. Vermutlich hat der Baum nach einem Blitzschlag seine ganze Energie in diesen Ast - der Dickste der Deutschschweiz - gesteckt. Ganz in der Nähe traf ich den Sanktgaller Dichter Rutan (Jack Knill), der über diesen Baum und die Natur ganz allgemein tiefgründige Gedichte schreibt. Er erzählte mir, dieser Mammutbaum sei sein Kraftort. Hier tanke er immer wieder Energie auf.

Besondere Stimmung
Vor dem Friedhof in Trogen steht die schönste Mammutbaumgruppe: fünf Grossgewachsene und ein jüngerer Baum. In diesem kleinen Wäldchen fühlt man sich geborgen. Diese aussergewöhnliche Stimmung nehmen auch viele Friedhofsbesucher wahr.

Über vierzig Meter hoch
Wer mit offenen Augen herumreist, entdeckt überall noch Mammutbäume. Meist überragen diese sogar Kirchtürme. Die höchsten Bäume in der Schweiz sind über vierzig Meter hoch. Leider wird das vielen zum Verhängnis, denn sie sind eine Zielscheibe für Blitzeinschläge. Da kann es vorkommen, dass explosionsartig tonnenweise Holz herum geschleudert wird. Deshalb sollten Bäume ab 25 Meter mit einem Blitzschutz versehen sein. Ausserordentlich ist: Die kraftvollen Bäume erholen sich immer wieder, bilden einen neuen Wipfel oder lenken ihre Energie in die Äste - und wachsen weiter. Deshalb ist der Mammutbaum nicht nur ein Symbol für Wohlstand, sondern ebenso eines für das Leben.

 


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