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Berner Zeitung; 11.08.2005
Mammutbaum - ein Exot im Oberland

Wenn Hans Frutiger auf dem Balkon seines prächtigen Simmentaler Chalets steht, fällt sein Blick nicht nur auf den Thunersee und die Berner Alpen, sondern ebenso auf einige Mammutbäume. Er kennt alle und besucht sie immer wieder, denn er weiss, viele sind gefährdet. 1962 gab es im Amt Thun noch 92 Exemplare, 1998 waren es nur noch 63. Die «Wellingtonia» oder «Kalifornische Riesenfichte», wie der Mammutbaum auch genannt wurde, geht nicht altersbedingt ein. «Weitaus die meisten Bäume mussten direkt oder indirekt der zunehmenden Überbauung der Umgebung um die Stadt Thun weichen», stellt Hans Frutiger fest.

Buchhändler und Ingenieur
Die Liebe zu den Mammutbäumen ist noch nicht so alt; der Forstingenieur kam erst spät auf diese Riesen. Das hängt zum Teil mit seinem beruflichen Werdegang zusammen. Aufgewachsen ist Frutiger als Sohn eines Hoteliers in Meiringen. Nach der Schule absolvierte er in Bern eine Lehre als Buchhändler. Dort kam er mit vielen wissenschaftlich interessanten Leuten zusammen. «Die interessierten mich, denn schon während der Schulzeit grübelte ich allem nach», sagt der Oberländer. Forstingenieur wurde er letzlich, weil ein Oberförster in der Nähe seiner Familie wohnte und ihm dieser Beruf imponierte.

Der Buchhändler holte die Matura nach und studierte an der ETH in Zürich Forstingenieur. Seine erste Stelle führte ihn nach Amden, wo er mit der Planung von Lawinenverbauungen beschäftigt war. Das war eine Tätigkeit, die ihn schon während des Studiums interessiert hatte.

Im eigentlichen Forstdienst war Frutiger nur zwei Jahre tätig, und zwar in Zweisimmen. Als das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung auf dem Weissfluhjoch in Davos eine Stelle neu zu besetzen hatte, meldete er sich und wurde angestellt. Dort fand Hans Frutiger eine befriedigende Arbeit, die er während 30 Jahren ausübte. Als er 1989 pensioniert wurde, nahm er in Oberhofen seinen Wohnsitz. Hier besass er in attraktiver Lage ein Haus und ist zudem Burger der Gemeinde.

Begegnung in der Sierra Die Mammutbäume lernte Frutiger auf einer Reise durch den Westen der USA kennen. Von 1961 bis 1962 arbeitete Frutiger ein Jahr in Nordamerika, denn dort wollte man neue Skigebiete erschliessen und benötigte einen Fachmann für Schnee und Lawinen.

Zum Abschluss dieses Aufenthaltes unternahm er mit seiner Frau eine Reise durch die Sierra Nevada und lernte die Mammutbäume in ihrer ursprünglichen Heimat kennen. Diese befinden sich auf einer Höhenlage von ungefähr 1500 bis 2300 Meter in einem rund 420 Meter langen und 25 Kilometer breiten Streifen. «Doch diese Bäume interessierten mich nicht besonders, ich beschäftigte mich nicht mehr mit ihnen», berichtet Hans Frutiger.

Inventar miterstellen
Erst viel später, als die Schweizerische Dendrologische Gesellschaft mit der Inventarisierung der Mammutbäume in der Schweiz begonnen hatte, und er angefragt wurde, ob er das Inventar für den Kanton Bern weiter führen möchte, packte es ihn. Frutiger zählte nicht nur die Bäume, sondern studierte auch deren Biologie. In verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlichte er Beiträge, die grosse Beachtung fanden. So schrieb er im Heft 13 der «Mitteilungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Thun» einen Beitrag über den Mammutbaum im Amtsbezirk Thun (vergriffen).

Genaue Vermessung
Die Inventarisierung der Bäume führt Frutiger nach einem eigenen System durch. Weil Parzellen und Besitzer oft wechseln, vermerkt er nicht mehr den Ort des Baumes, sondern die genauen Landeskoordinaten - und zwar auf den Dezimeter genau. Jeder Baum erhält eine Nummer und wird vermessen: Der Stammumfang 1,5 Meter über Boden und die Höhe des Baumes. Nicht der höchste Baum ist der «Grösste», sondern der Voluminöseste, der am meisten Stammholz hat. Hans Frutiger kennt inzwischen bereits die Masse von 350 Mammutbäumen im Kanton Bern.

«Exotenfrage»
Der Oberländer Forstingenieur fragt sich immer wieder: «Woher kommen diese Mammutbäume im Kanton Bern?» Er kann die Frage aber auch heute noch nicht genau beantworten. «Ich wurde immer wieder enttäuscht, weil ich nie exakte Angaben erhielt», bedauert er. Bekannt ist: In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts, bald nach der Entdeckung des Mammutbaumes, wurde in den schweizerischen Forstkreisen eine jahrzehntelange Diskussion darüber geführt, ob im Schweizer Wald auch Exoten angepflanzt werden sollten. Adolf von Greyerz stellte 1862 den Antrag, eine Kommission zu bilden, welche sich mit «Versuchen zur Akklimatisierung fremder Holzarten» in unsern Wäldern beschäftigen solle. Dieser Antrag wurde gutgeheissen. Wenige Jahre später kamen grosse Mengen an Samen in die Schweiz. Setzlinge aus in- und ausländischen Beständen wurden hauptsächlich zwischen 1870 und 1900 nachgezogen. Von diesem und wohl auch von andern Importen stammen die meisten Mammutbäume in der Schweiz, die 100 bis 130 Jahre alt sind.

Vom Wald in den Park
Im Unterschied zur Douglasie konnte kann das Holz des Mammutbaumes nicht industriell genutzt werden. Es ist zu weich und eignete sich nicht für tragende Konstruktionen. Statt im Wald wurden die Exoten deshalb in Parkanlagen und Gärten Gutbetuchter gesetzt. Ende des vorletzten Jahrhunderts wurde der Mammutbaum zum Symbol für Wohlstand und Reichtum.

 





 


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