Basel Die Stadtgärtnerei versorgt rund 24 000 Bäume und schützt sie vor
Schädlingen
Wanzen, Motten, Pilze. Die Stadtgärtnerei hat es jedes Jahr mit neuen
Schädlingen zu tun. Ein (noch abwesender) asiatischer Käfer bereitet am
meisten Sorgen
Stadtgärtner Emanuel Trueb reisst vor der Elisabethenkirche zwei Blätter
von einer Platane ab. Sandfarbene Flecken durchziehen das Grün. Der Baum
ist von der Platanen-Netzwanze befallen wie praktisch alle Platanen der
Stadt. Diese Wanzenart ist nicht heimisch in Basel. Sie wurde von Süden
her importiert.
«Jedes Jahr haben wir es mit neuen Organismen zu tun, die nicht hier
heimisch sind und die wir nicht einmal kennen», sagt Trueb. Das hat verschiedene
Gründe, meint Vera Thomas vom Institut für Angewandte Pflanzenbiologie
Schönenbuch, etwa der stärkere globale Handel. «Schädlinge werden vor
allem aus dem asiatischen und amerikanischen Raum eingeschleppt», sagt
Thomas. Die blinden Passagiere verstecken sich im Holz von Kisten, Bauholz
oder werden mit Pflanzen eingeschleppt. Klima-Erwärmung und milde Winter
sorgen dafür, dass Schädlinge den Sprung über die Alpen in den Norden
schaffen, wie die Platanen-Netzwanze oder jene Malvenwanze, welche epidemieartig
die Linden im Kleinbasel befallen hat.
Taucht ein neuer Schädling auf, wartete man erst einmal ab. Manchmal,
so Thomas, erledige sich das Problem von allein. So sei etwa die Wollige
Napfschildlaus, welche vor ein paar Jahren Linden, Kastanien und Ahorn
befallen habe, praktisch verschwunden. «Oft weiss man nicht», sagt Trueb,
«wie stark ein Schädling einem Baum zusetzt.» Die Platanen-Netzwanze scheint
kein grosses Problem zu sein. Auch die Wanzen an den Linden am Rheinbord
nicht. Die Stadtgärtnerei hat dennoch im Frühjahr begonnen, die «Wanzenknäuel»
abzusaugen, um die Belästigung für die Anwohner zu verringern.
Angst vor Bockkäfern aus Asien
Die Rosskastanien-Miniermotte, welche für die frühzeitige Braunfärbung
der Blätter verantwortlich ist, schwäche zwar die Kastanien, mache sie
aber nicht kaputt, so Trueb. Mehr Sorgen bereitet Trueb der Citrusbockkäfer.
«Noch ist er nicht in Basel», sagt der Stadtgärtner. In der Schweiz gab
es aber bereits erste Fälle. Der Citrusbockkäfer gilt als gefährlicher
als der Borkenkäfer, weil er auch gesunde Bäume befällt. Die Larven des
Insekts fressen sich bis zu zwei Jahre durch einen Baum, bevor der Käfer
schlüpft. Auf ihrem Speisezettel stehen Ahorn, Platanen und 100 weitere
Laubgehölzarten.
«Was gegen ihn gemacht werden kann, wissen wir noch nicht», erklärt Trueb.
Das grossflächige Spritzen der Bäume mit Insektengift sei im Stadtraum
keine Lösung. Punktuelle Injektion bei festgestellten Frassgängen wäre
denkbar. Was bleibe, seien regelmässige Kontrollen. Jeder Baum in der
Stadt werde mindestens einmal pro Jahr vom Boden aus kontrolliert, Problembäume
von einer Hebebüne aus.
Prävention, meint auch Vera Thomas, sei wohl das einzige Mittel gegen
die Bockkäfer. Das heisst, genaue Kontrolle der Importe, insbesondere
bei Material für Baumschulen. Das ist auch Truebs grösste Sorge, dass
«unsere Buschi-Stube», die Baumschule, infiziert werde.
Besonders gefordert wird die Stadtgärtnerei derzeit auch vom Schädling
Massaria. Dieser Pilz bringt armdicke Äste von Platanen innert weniger
Wochen zum Absterben. «Das stellt uns vor neue Probleme», meint Trueb.
Weil es zwei Monate nach einer Kontrolle bereits wieder gefährliches Totholz
in den Bäumen haben könne.

Citrus Bockkäfer
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